Anime – das sind nicht nur bewegte Bilder, sondern eine eigene Kunstform mit viel Liebe zum Detail. Doch wie entsteht eigentlich ein Anime visuell? Welche Schritte durchläuft die Illustration von der ersten Idee bis zur fertigen Szene? Hier erfährst du, wie Animes illustriert und zum Leben erweckt werden.
1. Konzept und Charakterdesign
Am Anfang jedes Animes steht eine Vision: die Geschichte, die Atmosphäre, die Welt. Basierend darauf entstehen die ersten Zeichnungen – sogenannte Character Sheets. Sie zeigen:
- Aussehen der Figuren aus verschiedenen Perspektiven
- Mimik, Gestik und besondere Merkmale
- Kleidung, Accessoires und Farbschemata
Ein Character Designer entwickelt den Stil und sorgt für Wiedererkennbarkeit – etwa große Augen, übertriebene Gesichtsausdrücke oder dynamische Frisuren.
2. Storyboard & Layout
Bevor gezeichnet wird, entsteht ein Storyboard – ein visuelles Drehbuch. Es zeigt:
- Bildkomposition
- Kameraführung
- Dialoge und Bewegungsrichtung
Darauf folgt das Layout, also die detaillierte Planung einzelner Szenen: Wo steht welche Figur? Welcher Hintergrund ist nötig? Welche Stimmung soll transportiert werden?
3. Keyframes und Zwischenbilder
Die eigentliche Animation beginnt mit den sogenannten Keyframes:
- Diese zeigen die wichtigsten Bewegungsmomente (z. B. Anfang, Wendepunkt, Ende einer Bewegung)
- Sie werden von erfahrenen Animatoren erstellt
Dann folgen die Inbetweens – also die Bilder dazwischen –, meist von Junior-Zeichnern. Je mehr Zwischenbilder, desto flüssiger die Animation.
4. Line Art und Kolorierung
Wenn alle Posen feststehen, werden die Zeichnungen digitalisiert oder direkt digital angefertigt. Der Prozess umfasst:
- Line Art: saubere, klare Linienzeichnung
- Coloring: Kolorierung nach Farbvorgaben – oft in Cel Shading-Technik, mit klaren Licht- und Schattenflächen
- Shading: gezielte Betonung von Tiefe, Lichtquelle und Atmosphäre
Programme wie Clip Studio Paint, Adobe Animate oder spezialisierte Tools wie RETAS und OpenToonz werden dafür häufig genutzt.
5. Hintergrundillustration
Anime-Hintergründe sind oft kleine Kunstwerke für sich – handgemalt oder digital erstellt:
- Sie definieren den Stil der Welt: realistisch, futuristisch, märchenhaft etc.
- Meist sind sie statisch, während sich die Figuren davor bewegen
- Viele Studios arbeiten mit spezialisierten Background Artists
Ein berühmtes Beispiel: Die eindrucksvollen Landschaften in den Filmen von Studio Ghibli.
6. Compositing & Effekte
Im Compositing werden alle Elemente zusammengeführt:
- Charakteranimation + Hintergrund + Effekte (Regen, Glanz, Licht)
- Hinzufügen von Kamerabewegungen (Zoom, Schwenk)
- Letzter Feinschliff für die Szene
7. Ton, Musik und Feinschnitt
Erst jetzt werden Dialoge, Musik und Soundeffekte hinzugefügt – häufig schon vorher aufgenommen und genau auf die Animation abgestimmt. Danach folgt der Schnitt und das Rendering der fertigen Folge.
Fazit
Die Illustration eines Animes ist ein komplexer und kollaborativer Prozess: Vom Charakterdesign über Keyframes und Hintergründe bis zum Compositing arbeiten Dutzende bis Hunderte von Künstlern Hand in Hand. Trotz wachsender Digitalisierung ist der Anime-Stil bis heute tief mit der Handzeichnung verwurzelt – und genau das macht seinen Charme aus.
Möchtest du noch mehr zu einem bestimmten Aspekt wissen, z. B. wie Studio Ghibli arbeitet oder wie sich westliche und japanische Animationsstile unterscheiden? Sag einfach Bescheid!