Ophelia – Gemälde Analyse

Das Gemälde „Ophelia“ von John Everett Millais aus dem Jahr 1852 ist eines der bekanntesten Werke der präraffaelitischen Malerei. Es zeigt die Figur Ophelia aus Shakespeares Tragödie Hamlet, kurz vor ihrem Tod, wie sie in einem Fluss treibend von Blumen umgeben ist.

1. Motiv und Darstellung

Ophelia liegt auf dem Wasser, umgeben von Natur: Blumen, Blätter und Wasserpflanzen. Ihre Hände sind ausgestreckt, ihr Gesicht zeigt eine Mischung aus Ruhe und Melancholie. Millais wählt eine sehr detaillierte und realistische Darstellung, die den Betrachter fast das Gefühl gibt, die Szene sei tatsächlich passiert. Die Kombination aus Schönheit und Tod macht das Bild emotional besonders intensiv.

2. Farbgebung

Die Farbpalette ist hell und naturgetreu: Das Grün der Pflanzen, das Blau des Wassers und die blassen Hauttöne Ophelias erzeugen einen starken Kontrast. Die Farben wirken realistisch, gleichzeitig aber leicht idealisiert, wodurch die Szene märchenhaft und symbolisch erscheint.

3. Komposition

Millais arbeitet mit einer horizontalen Komposition, die den Flusslauf betont. Ophelia liegt zentral im Bild, während die Natur sie wie einen Rahmen umgibt. Die detaillierte Darstellung von Pflanzen und Blumen zeigt die präraffaelitische Liebe zum Detail und verstärkt die Symbolik – viele der abgebildeten Blumen haben in der viktorianischen Symbolsprache eine besondere Bedeutung (z. B. Mohn für Schlaf, Vergissmeinnicht für Erinnerung).

4. Symbolik

  • Wasser: Tod, Reinheit und Übergang in eine andere Welt.
  • Blumen: Jede Blume hat eine symbolische Bedeutung – Liebe, Unschuld, Vergänglichkeit.
  • Ophelia selbst: Verkörpert Tragik, Schönheit und das Opfer ihrer Umstände.

5. Stilistische Merkmale

Millais zeigt typische Merkmale der präraffaelitischen Bewegung:

  • extreme Detailtreue
  • intensive Naturdarstellung
  • emotionale Ausdruckskraft
  • leuchtende, klare Farben

Die Verbindung von realistischen Details und idealisierter Schönheit macht das Bild besonders eindrucksvoll.

6. Interpretation

Das Gemälde thematisiert die Vergänglichkeit des Lebens, die Zerbrechlichkeit von Schönheit und die Tragik menschlicher Gefühle. Ophelia wird nicht nur als Opfer dargestellt, sondern auch als ästhetische Figur, deren Tod fast poetisch wirkt.


Fazit:
John Everett Millais’ „Ophelia“ ist ein Meisterwerk der präraffaelitischen Malerei. Die Kombination aus realistischer Natur, symbolischer Tiefe und emotionaler Intensität macht das Gemälde zu einem zeitlosen Kunstwerk, das bis heute fasziniert. Es verbindet literarische Vorlage, Naturbeobachtung und tiefes emotionales Erzählen zu einem einzigartigen Bild.

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